Jahr für Jahr zieht es die Seniorengruppe der Männerriege fast magisch an die Gestade des Bielersees. Nur das Coronavirus vermochte das Ritual ein einziges Mal – im letzten Jahr – zu verhindern. Selbst im Jahr 2020, als der Bundesrat Mitte März den nationalen Notstand ausrief, gings dank kluger Planung (!) schon am 10. Januar auf die Reise. So standen am 4. März 2022 in frühmorgendlicher Kälte ein gutes Dutzend Turner älteren Semesters der Männerriege des STV Roggwil am Bahnhöfli, begrüsst vom neuen Wanderleiter Urs Huber. Nach knapp 20 Jahren trat Fritz Scheurer als eigentlicher Initiant dieses jährlichen Ausfluges von seinem Amt zurück. Vielen Dank Fritz, du hast uns ein schönes und wahrlich kameradschaftlich einzigartiges Erbe hinterlassen. Zwar wird es mir immer ein Rätsel bleiben, wie der neue Wanderleiter das so phantastisch mit dem Wetter hingedreht hat. Ein wolkenloser Himmel war unser ständiger Begleiter – und gibt es etwas Schöneres, als bei solchem Wetter in den Rebbergen hoch über dem Bielersee die Landschaft zu geniessen? Doch zuerst mussten wir die Bahnfahrt hinter uns bringen. Nach Langenthal war Oensingen der erste Zwischenhalt. Die SBB führte uns nach Biel und wieder mit der Regionalbahn kamen wir wohlbehalten im schmucken Ligerz an. Da war Kafi und Gipfeli angesagt, was allerdings nicht unbedingt gleichbedeutend mit «alkoholfreiem Zwischenhalt» gleichzusetzen ist. Denn angesichts des Prachtswetters und der frühen Tageszeit wurde der Wunsch laut, noch etwas mehr zu unternehmen. Dies äusserte sich in der genussreichen Degustation einheimischer Weinsorten und machte uns bewusst, dass dieser edle Saft Dichter, Musiker, Maler, Baumeister und Handwerker immer und immer wieder zu hohem kulturellen Schaffen anregt. Wir blieben diesen Beweis schuldig, aber lockeren Schrittes ging es bergwärts.
Hauch von alter Zeit
In tiefer Zufriedenheit legten wir die anstehenden Höhenmeter zurück. Ein freundliches, langhaariges Wesen staunte wohl über unsere zügige Gangart und wies uns in freundlichen Worten den Weg von der Asphaltstrasse auf den nahen Pilgerweg. Entlang der schmucken Trockenmauern und quer durch die Rebberge genossen wir die landschaftlich sehr liebliche und eindrucksvolle Gegend. Nur zu schnell kamen wir in Twann an, so dass eine Gartenwirtschaft als willkommener «Pausenfüller» gute Dienste leistete. Doch der die Sinne berauschende Duft von Traube, Schnaps und Tresterdämpfe lotste uns schnurgerade zum nahen « Kellergewölbe.» von Stephan Ruff. Ein Hauch von alter Zeit umgab uns beim Durchschreiten des Torbogens zur Brennerei und dem anvisierten gemütlich und rustikal eingerichteten Kellergewölbe. Alles war uns bekannt! Die Saucisson von der allerbesten Sorte, der «Härdöpfusalat» einmalig und speziell, der Wein vorzüglich, der Marc in Sauce und «pur» wirkungsvoll und Monika lieb, zuvorkommend und sorgte wie immer für eine vorzügliche Bewirtung. Nur allzu früh hiess es Aufbrechen zur Heimreise. Es war ein herrlicher Tag. Wir werden im nächsten Jahr wieder kommen. Tradition soll man bekanntlich pflegen!